SKULPTUREN
GARTEN
SPANISCHER
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Rückblick: 24.09.2025

Künstlergespräch mit Tony Cragg

© Foto: René Antonoff

Rund 120 Gäste erlebten am 24. September 2025 eines der Highlights der großen TONY CRAGG-Ausstellung in Darmstadt. Im Hessischen Landesmuseum Darmstadt sprach der internationale Bildhauer im Rahmen der Doppelausstellung in Darmstadt und Heidelberg kurz vor Ausstellungsende über Material, Form und Wahrnehmung.

Beim Künstlergespräch am 24. September 2025 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt begrüßte Kathrin Thomschke, Sammlungsleiterin Kunst des 18. bis 21. Jahrhunderts und Ethnologie, das Publikum und erinnerte an die langjährige Verbundenheit des Hauses mit dem britischen Bildhauer. Die große Ausstellung A Natural Selection von 2016 / 2017 sei vielen noch präsent, ebenso wie Tony Craggs monumentale Skulptur im Treppenhaus des Museums. »Wir freuen uns heute Abend ganz besonders über die Gelegenheit, den Künstler wieder hier willkommen zu heißen«, sagte Thomschke vor den 120 Anwesenden.

Auch Torsten Bruns, Kurator des Skulpturengartens Spanischer Turm, würdigte die erfolgreiche Zusammenarbeit im Rahmen der Doppelausstellung, die in Darmstadt bereits ein Monat vor Ausstellungsende auf die 40.000 Besucherinnen und Besucher zulaufe und auch in Heidelberg große Resonanz finde. Die Veranstaltung knapp einen Monat vor Ausstellungsende sei »eines der echten Highlights dieser Präsentation« und verdanke sich der Unterstützung zahlreicher Partnerinnen und Partner. Die kostenlosen Tickets für den Abend waren im Vorfeld über die Social-Media-Kanäle und Newsletter des Landesmuseums Darmstadt, der Mathildenhöhe Darmstadt, des Skulpturengartens Spanischer Turm und der Sparkasse Darmstadt verlost worden.

Im anschließenden Gespräch mit Kulturjournalist Dietrich Brants gewährte Tony Cragg einen tiefen Einblick in sein Denken und Schaffen. Gleich zu Beginn machte er deutlich, wie zentral das unmittelbare Erleben seiner Werke für ihn ist. Er selbst habe seine Arbeiten sein »ganzes Leben lang berührt«, während viele Museen das Berühren von Skulpturen verbieten. Menschen seien ständig von Material umgeben, erklärte er, oft ohne es wahrzunehmen: »Wir leben in einem permanenten Dialog mit dem Material.«

Cragg betonte zudem, dass für ihn Form und Bedeutung untrennbar miteinander verknüpft sind. »Es gibt keine Form ohne Bedeutung«, sagte er und beschrieb, wie schon kleine Veränderungen von Linie, Fläche oder Volumen völlig neue Empfindungen hervorrufen können. Nicht Konzepte seien Ausgangspunkt seiner Werke, sondern das Tun selbst. Er baue Modelle aus Schichten industriellen Holzes, verschraube sie, nehme sie wieder auseinander und verändere sie, bis der Ausdruck stimme: »Ich zeichne mit dem Material.« Erst anschließend erhielten die fertigen Formen einen Titel.

Eine wichtige Rolle spielt für Cragg auch seine lebenslange Sammelleidenschaft – von Fossilien über Steine bis zu industriell gefertigten Plastikteilen. Diese Objekte betrachtet er nicht als Abfall, sondern als kulturelle Spuren. Der industrielle Formeneinheitsbrei der Massenproduktion sei für ihn Anlass und Gegenbild zugleich. Seine Kunst sei eine bewusste Reaktion darauf: »Wir haben die Formwelt verarmt. Ich wollte etwas schaffen, das mehr ist als eine bloße Summe von Material.«

Immer wieder lenkte Cragg den Blick auf die unsichtbaren Strukturen unserer Welt. Natur faszinierte ihn nicht durch ihre äußeren Erscheinungen, sondern durch Kräfte, Bewegungen und innere Logiken. Eine Trauerweide in seinem eigenen Garten inspiriere ihn etwa weniger als Baum denn als dynamisches System im Wind. Auch die Skulptur Spring gehe aus diesem Denken hervor, ein Begriff, der für ihn zugleich Feder, Quelle, Sprung und Neubeginn bedeute: »Es ist ein fantastisches Wort voller Energie.«

Seine Grundhaltung brachte Cragg schließlich in einem Satz auf den Punkt, der sich wie ein Leitmotiv durch sein Werk zieht: »Alles ist Bildhauerei.« Jede Körperhaltung, jede Geste, jedes Denken sei für ihn ein skulpturales Phänomen. Selbst neuronale Prozesse seien Ausdruck von Material in Bewegung: »Ohne Materie existiert nichts.«

Das knapp eineinhalbstündige Gespräch endete mit langem Applaus. Für viele der 120 Gäste war es ein Abend, der die Ausstellung – ein Publikumsmagnet in Darmstadt und Heidelberg – um eine lebendige, persönliche Ebene ergänzte und ein eindrucksvolles Schlaglicht auf einen der bedeutendsten Bildhauer der Gegenwart war.

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